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Impfungen gegen Meningokokken reduzieren auch die Kolonisation mit Meningokokken

Autoren Prof. Dr. J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz und Prof. Dr. E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münste

Eine Impfung gegen Meningokokken hat das Ziel, den Impfling gegen eine invasive Meningokokken-Infektion zu schützen. Viele gesunde Menschen werden allerdings von verschiedenen, potentiell pathogenen Meningokokken-Stämme besiedelt im Sinne einer Kolonisation.
Ein britisches Forscherteam ist jetzt in einer umfangreichen Studie der Frage nachgegangen, ob Meningokokken-Impfungen auch die Kolonisation mit Meningokokken beeinflussen können [1]. Die Studienteilnehmer (2954 Studenten 18 bis 24 Jahre alt) wurden in drei Gruppen geteilt. In den drei Gruppen wurden zu Studienbeginn 31% – 34% im Rachenabstrich positiv auf Meningokokken getestet. Die Kontrollgruppe wurde gegen Japanische Enzephalitis geimpft, die Studiengruppen entweder zweimal mit Meningokokken-B Impfstoff (4CMenB) oder einmal mit Meningokokken ACWY-Impfstoff (MenACWY) gefolgt von einer Placebo-Gabe. Nach der Impfung wurden von den Studienteilnehmern an fünf Zeitpunkten über ein Jahr verteilt Rachenabstriche analysiert.

Während bei der ersten Untersuchung nach einem Monat noch kein wesentlicher Effekt auf den Carrier-Status festzustellen war, kam es über den weiteren Untersuchungszeitraum zu einer signifikanten Abnahme der Kolonisation und vor allem zu einer Abnahme der Neubesiedlung mit Meningokokken-Stämmen. Der Effekt einer 4CMenB-Impfung war breiter und nicht auf Meningokokken der Gruppe B beschränkt, was wohl dadurch erklärt wird, dass es sich um einen Impfstoff gegen mehrere Proteinkomponenten handelt und nicht um einen Konjugatimpfstoff gegen Polysaccharide wie der ACWY-Impfstoff.

Kommentar: Die Kolonisation mit Meningokokken und deren Transmission ist besonders hoch im späten Teenager-Alter. Die Autoren konnten zeigen, dass neben dem individuellen Schutz des Einzelnen die Meningokokken-Impfung in einer Risikogruppe die Kolonisation und damit die Transmissions-Wahrscheinlichkeit senken kann. Diese Beobachtung ist ein weiteres Argument für eine generelle Impfung gegen Meningokokken, nicht nur Gruppe ACWY sondern vor allem auch Gruppe B und zwar zu einem früheren Zeitpunkt.

Referenz: Read RC, Baxter D, Chadwick DR et al. Effect of a quadrivalent meningococcal ACWY glycoconjugate or a serogroup B meningococcal vaccine on meningococcal carriage: an observer-blind, phase 3 randomised clinical trial. Lancet 2014, 384: 2123–31. EH