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Haben Schnuller einen Einfluss auf die Erweckbarkeit von jungen Säuglingen?

Autoren Prof. Dr. J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz und Prof. Dr. E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münster

Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass der Gebrauch von Schnullern einen protektiven Effekt gegen den plötzlichen Säuglingstod (SID) hat. Selbst wenn der Schnuller während des Schlafens herausfällt, bleibt der protektive Effekt erhalten. Dies hat auch 2011 zu der Empfehlung der American Academy of Pediatrics geführt, Säuglingen zum Schlafen ruhig einen Schnuller zu geben. Der dieser Beobachtung zugrunde liegende Mechanismus blieb allerdings völlig unklar.

Da eine fehlende oder gestörte Erweckbarkeit auch eine Rolle bei einem plötzlichen Säuglingstod spielen könnte, war vermutet worden, dass ein Schnuller die Erweckbarkeit steigern könnte. Eine australische Arbeitsgruppe hat jetzt eine Studie vorgelegt, der die entsprechende Hypothese zugrunde lag, dass der Gebrauch eines Schnullers während des Schlafens/Einschlafens vor allem im Alter der größten SIDS-Gefährdung zwischen 2 und 3 Monaten die Erweckbarkeit verbessert.

30 gesunde Säuglinge wurden in den ersten 6 Lebensmonaten 3 mal polysomnographisch einschließlich EEG-Ableitung untersucht (2-4 Wochen, 2-3 und 5-6 Monate). Schlafpositionen waren Rücken oder Bauch, mit oder ohne Schnuller. Registriert wurden subkortikale Aktivierungen und kortikales Aufwachen aus aktivem und ruhigem Schlaf. Die umfangreiche Datenauswertung hat unabhängig von der Schlafposition zu keinem Zeitpunkt einen Hinweis darauf ergeben, dass der Gebrauch eines Schnullers die Erweckbarkeit bzw. das Aufwachen eines Säuglings beeinflusst.

Kommentar: Es gibt die alleine auf epidemiologischen Daten beruhende Empfehlung, Säuglingen zur SID-Prävention zum Einschlafen/Schlafen einen Schnuller zu geben. Eine Änderung von Erweckbarkeit bzw. Aufwachverhalten durch den Schnuller-Gebrauch konnte nicht nachgewiesen werden. Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass diese Daten an gesunden Säuglingen und nicht an Säuglingen mit bekanntem erhöhten SID-Risiko erhoben wurden und deshalb einen solchen Effekt im Einzelfall nicht ausschließen kann.

Referenz: Odoi A, Andrew S, Wong FY et al. Pacifier use does not alter sleep and spontaneous arousal patterns in healthy term-born infants. Acta paediatrica 2014, 103: 1244-1250. EH<