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Induktionsherde: Risiko für Schwangere und Kinder?

11.2018
Autorin Dr. S. Ruf, Ernährungswissenschaftlerin  

Beim Kochen mit einem Induktionsherd entstehen Magnetfelder, die elektrische Ströme in leitfähigen Gegenständen induzieren. Ab einer gewissen Stärke werden dadurch auch im menschlichen Körper Nerven und Muskeln stimuliert. Der Grenzwert der EU legt fest, dass dieser Stimulationswert um mindestens den Faktor 50x unterschritten werden muss (Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Gesundheit BAG, 2018).

Hat die Frequenzstärke eines Induktionsherdes einen Einfluss auf unseren Organismus?

...und besonders auf den von Schwangeren oder Kindern?

Schwangere Frauen stehen mit dem Bauch/Becken und kleine Kinder direkt mit dem Kopf vor dem Kochfeld (Kühling 2018). Die Stärke der Magnetfelder, gemessen in Micro-Tesla (µT), liegt oberhalb des Kochfeldes direkt neben dem Topf oder der Pfanne bei bis zu 84 µT, seitlich und hinter dem Kochfeld bei bis zu 26 µT (Messung durch Schweizerische Eidgenossenschaft, BAG, 2016). Die Werte können steigen, wenn das Kochgeschirr die Kochzone unzureichend abdeckt und Streufelder entstehen (mehrere Kochzonen erhöhen den Wert jedoch nicht wesentlich).
Für die Magnetfeldexposition wurde 2010 von der ICNIRP ein Referenzwert von 27 µT festgelegt, der einen Sicherheitsfaktor von 10 berücksichtigt. Ausschlaggebend war das Vorkommen einer neuronalen Erregung im Organismus, weitere mögliche gesundheitliche Effekte sind dabei bisher nicht untersucht (Kühling 2018).

Grundsätzlich wird ein Mindestabstand von 5 bis 10 cm zur Vorderkante des Herdes empfohlen (Deutsches Bundesamt für Strahlenschutz, 2017 und Schweizerische Eidgenossenschaft, BAG).
Steht ein Erwachsener vor dem Herd, wirkt das Magnetfeld auf die blutbildenden Zellen des Knochenmarks und auf das Becken. Unklar ist, ob dies das Risiko für Erkrankungen der blutbildenden Systeme erhöht oder zur elektromagnetischen Hypersensitivität beitragen kann. Sicherlich ist dabei die Dauer und Häufigkeit des Aufenthalts am Herd ausschlaggebend (Kühling 2018).

Die Autoren Kühling und Germann (2017) sprechen sich für einen präventiven Wert von sogar 0,01 µT (bei niederfrequenten Wechselfeldern mit 50 Hz) aus. Dieser würde durch den Induktionsherd selbst bei Benutzung der hinteren Platten deutlich überschritten (Kühling u. Germann 2017).

Fazit: Schlussendlich muss konstatiert werden, dass die Studienlage derzeit noch unzureichend ist (Kühling 2018). Dies sieht auch die WHO so, bewertet aber die mittelfrequenten Magnetfelder derzeit nicht als gesundheitliches Risiko (WHO 2007).

Tipps für den Umgang mit Induktionsherden

 (ausführlich zu lesen in: Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Gesundheit)

  • Kochzone vollständig mit Kochgeschirr (Pfanne, Topf) bedecken, also keine kleinen Pfannen auf große Kochzonen stellen.
  • Kein defektes Kochgeschirr verwenden.
  • Einen Abstand von 5 bis 10 cm zum Kochherd einhalten.
  • Spezielles Kochgeschirr für Induktionsherde einsetzen.

Referenzen:
Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Gesundheit (BAG): Induktionskochherd. 2016.
Kühling W: Magnetfeldbelastung durch Induktionsherde. Pädiatrische Praxis Band 2018, 90/2: 367–368 .
ICNIRP Guidelines: International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection. 2010.
Kühling W, Germann P: Gesundheitliche Effekte durch hoch- und niederfrequente Felder. Teil 2: Niederfrequente Felder (Haushaltsstrom). Internist Prax 2017; 57: 543–551.
Deutsches Bundesamt für Strahlenschutz: Elektromagnetische Felder: Induktionsherd. 2017.
WHO: Extremely low frequency fields. Enviromental health criteria monograph No. 238, 2007.