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Angedickte Formula-Nahrungen: Wissenswertes zur Behandlung spuckender Säuglinge

07.2018
Autor Dr. J. Hower, Pädiater

Der gastro-intestinale Reflux (GER) gehört zu den häufigsten Ursachen spuckender Säuglinge. Den Eltern können in den meisten Fällen der Ernährungs-Stress und die Sorgen über das Spucken über eine Beratung zur Menge der Nahrungsaufnahme (meistens zu viel) genommen werden. Sollte dies zu keiner Besserung führen, lässt sich der GER über ein diätetisches Management mit angedickten Formula-Milchen (ARFM - Antireflux-Formula-Milch) beeinflussen.
Mit dieser Studie wollten die Autoren einen Überblick über die Eigenschaften verdickter Formula-Milchen geben, um die Leistungserbringer im Gesundheitswesen zu unterstützen.

Ergebnis:
Die Literaturübersicht zeigt, dass angedickte Formula-Milchen Reflux-assoziierte Symptome und das Spucken (Regurgitation) verringern und die Gewichtszunahme erhöhen.
Eine 2008 durchgeführte Meta-Analyse von 14 randomisierten kontrollierten Studien konnte für alle angedickten Formula-Nahrungen im Vergleich zur Standard-Nahrung einen signifikanten Rückgang für die Häufigkeit des Spuckens und Erbrechens nachweisen.
Die Autoren einer prospektiven brasilianischen Fall-Kontrollstudie konnten an 100 Säuglingen zeigen, dass sich das Spucken bei allen Säuglingen nach 3 Monaten verbesserte. Die Säuglinge mit einer industriell hergestellten ARFM, an Stelle einer hausgemachten mit Mais-Stärke angedickten Standard-Milch, wiesen dabei ein besseres, allerdings nicht signifikantes Ergebnis (52% versus 40%) auf.

Fazit:
Die Therapie des GER kann mit industriell gefertigten ARFM oder durch Andickung der vorhandenen Standard-Säuglingsmilchen erfolgen. Studien zeigen, dass eine höhere Nahrungs-Viskosität die Häufigkeit des Refluxes verringert, während eine höhere Milch-Osmolarität zu einer verzögerten Magen-Entleerung und erhöhten Reflux-Häufigkeit führt. Als Verdickungsmittel stehen Reis- und Maisstärke, Johannisbrotkernmehl und Soja-Polysaccharide zur Verfügung. Die klinische Wirksamkeit hängt von den Eigenschaften der Formula-Milch, der Herkunft des Andickungsmittels, seiner Viskosität und Verdaubarkeit und der Schwere des Refluxes ab.
ARFM mit hydrolysiertem Eiweiß haben in letzter Zeit einen vielversprechenden Nutzen gezeigt.

Alle ARFM reduzieren die Häufigkeit und Schwere des GER und sind bei Säuglingen mit anhaltenden Symptomen, bei denen das Nahrungsvolumen bereits angepasst und keine Besserung erzielt wurde, indiziert. Wahrscheinlich sollten industriell hergestellte ARFM den häuslich hergestellten wegen der in klinischen Studien geprüften Eigenschaften und einer vermutlich besseren Viskosität, Verdaulichkeit und Nährstoffbilanz bevorzugt werden.

Referenzen:
Salvatore, S et al. Thickened infant formula: What to know. Nutrition 2018 May; 49: 51-56 (Epub 2018 Feb 26)
Horvath, A et al. The effect of thickened-feed interventions on gastroesophageal reflux in infants: systematic review and meta-analysis of randomized, controlled trials. Pediatrics 2008 Dec; 122(6): e1268-1277
Penna, FJ et al. Comparison between pre-thickened and home thickened formulas in gastroesophageal reflux treatment. J Pediatr (Rio J) 2003 Jan-Feb; 79(1): 49-54