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Interventionen zur Minderung des Übergewichts- und Adipositas-Risikos im Säuglings- und frühen Kindesalter

Autor Dr. J. Hower, Pädiater aus Mühlheim a.d.R.

Weltweit leiden mehr als 40 Millionen Kinder unter 5 Jahren an Übergewicht oder Adipositas. Das Gewicht im Alter von 5 Jahren scheint, ein verlässlicher Indikator für späteres Übergewicht oder Adipositas zu sein. Die Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas im Kindesalter sind bekannt und können bereits in der Pränatal-Periode und im frühen Säuglingsalter identifiziert werden.

Die Autoren haben in ihrem Review zwischen Januar 1990 und September 2013 nach Berichten über Interventionen gesucht, die bereits pränatal oder in den beiden ersten Lebensjahren durchgeführt und bei denen die Interventions-Ergebnisse nach der Geburt oder in den ersten beiden Lebensjahren dokumentiert worden waren. Von den 35 identifizierten Studien konnten 24 Verhaltensstudien und 3 Nicht-Verhaltensstudien ausgewertet werden. In den 3 Nicht-Verhaltensstudien bestanden die Interventionen in der Manipulation der Milchzusammensetzung.

Die Ergebnisse zeigen, dass Interventionen, welche die Ernährung und die elterliche Wahrnehmungsfähigkeit der Sättigungs-Signale ihrer Säuglinge verbessern, die besten (von den Eltern selbst berichtet) Ergebnisse aufweisen.

Formula-Milchen mit niedrigerem Proteingehalt oder hydrolysiertem Protein zeigen einen positiven Einfluss auf die Gewichtsentwicklung.

Trotz der bekannten Risikofaktoren von Übergewicht und Adipositas für das kindliche und spätere Gesundheitsrisiko wurden nur wenige Interventionsstudien für schwangere Frauen bis ins Säuglingsalter durchgeführt.

Referenz: Redsell, SA et al. Systematic review of randomised controlled trials of interventions that aim to reduce the risk, either directly or indirectly, of overweight and obesity in infancy and early childhood. Matern Child Nutr 2015 April 20 (epub ahead of print)

Kommentar:

Die meisten Interventionen zur Gewichtsreduktion wurden für ältere Kinder konzipiert. Vieles spricht für eine noch frühere Intervention zur Verringerung des kindlichen Übergewichts- und Adipositas-Risikos (ÜAR). Damit wird auch dem Übergewichts- und Adipositas-Risiko im Erwachsenenalter vorgebeugt. In einem systematischen Review konnten Weng et al. frühe Risikofaktoren für kindliches Übergewicht und Adipositas identifizieren. Neben den bekannten Risikofaktoren, wie z.B. ein hoher Proteingehalt der Formula-Milch, konnten die Autoren weitere Risikofaktoren identifizieren:

  • 1. Ein hohes mütterliches Gewicht vor der Schwangerschaft, ein hohes Geburtsgewicht, eine schnelle Gewichtszunahme und Rauchen während der Schwangerschaft erhöhen das spätere ÜAR.
  • 2. Stillen und die späte Einführung fester Nahrung üben einen moderaten Einfluss auf das spätere ÜAR aus.

Neben der Verbindung zwischen kindlicher und mütterlicher Anthropometrie, die sowohl auf Lebensstil als auch genetischer Prädisposition beruhen mag, zeigt sich vor allem für Rauchen während der Schwangerschaft ein hohes kindliches Übergewichts-Risiko. Die Übergewichts-Wahrscheinlichkeit für Kinder rauchender Mütter ist, trotz der Restriktionen intra-uterinen Wachstums, um 47% erhöht. Möglicherweise bilden sich aber in dieser Entwicklung weitere Lebensstil-Faktoren ab, die einen weiteren negativen Einfluss auf die kindliche Entwicklung ausüben.

Es bestehen keine Zweifel mehr, dass mit der Prävention des Übergewichtes früh begonnen werden muss.

Referenz: Weng, SF et al. Systematic review and meta-analyses of risk factors for childhood overweight identifiable during infancy. Ach Dis Child 2012, 97:1019-1026