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Künstliches Pankreas verbessert diabetische Stoffwechselwerte

05.2020
Autor Prof. J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz

Glucose lässt sich im interstitiellen Gewebe kontinuierlich messen und Insulin mit einer Pumpe kontinuierlich injizieren. Entscheidend für die Entwicklung einer bedarfsgesteuerten Insulinpumpe ist ein Algorithmus, der Messgerät und Pumpe miteinander verknüpft. Nach unbefriedigenden Vorläufern wurde jetzt ein neuer Algorithmus entwickelt und über 6 Monate bei 168 Patienten mit Typ 1 Diabetes mellitus geprüft, darunter 58 Jugendlichen im Alter von 14-18 Jahren [1]. Bestimmt wurden die Stoffwechselwerte von 56 Probanden, welche selbst die Pumpe nach Maßgabe von Sensorwerten einstellten. Die Werte wurden verglichen mit denen von 112 Probanden, die eine automatisierte Pumpe nutzten. Diese automatisch arbeitende Pumpe verabreicht kontinuierlich die Grundmenge, gibt boli bei Hyperglykämie und stellt sich bei drohender Hypoglykämie ab. 

Im Ergebnis lagen in der Automatik-Gruppe 71% der Glukosewerte im Zielbereich, in der Kontrollgruppe 59% – eine hochsignifikante Differenz. HbA1c war deutlich besser (7,06 vs 7,39%), Hypo- und Hyperglykämien traten seltener auf.

Kommentar: Die Zulassungsbehörde der USA hat den Algorithmus soeben zugelassen, und die ersten Geräte sollen 2020 auf den Markt kommen. Das künstliche Pankreas sollte die akute Gefährdung durch Hypoglykämien und die Häufigkeit von Spätkomplikationen mindern – bedeutsam vor allem bei Jugendlichen, die mit zunehmendem Alter ihre Stoffwechselkontrolle zu vernachlässigen scheinen [2].

Referenz:
[1] Brown SW; Kovatche BP, Raghinaru D, et al. (2019) Six-month randomized, multicenter trial of closed-look control in type 1 diabetes. New Engl J Med 3 81:1707-1717 [2] Spaans EAJM, Kleefstra N, Groenier KH, et al. (2020) Adherence to insulin pump treatment declines with increasing age in adolescents with type 1 diabetes mellitus. Acta paediat 109:134-139