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Aktueller Blick: Empfehlungen zur Vitamin D-Gabe in der Schwangerschaft

02.2016
Autor Dr. J. Hower, Pädiater

Die Prävalenz des Vitamin D-Mangels in westlichen Gesellschaften ist hoch. Vor allem Bevölkerungsgruppen, die sich verhüllen oder eine dunklere Hautfarbe besitzen, tragen ein allgemein hohes Mangel-Risiko. Schwangere sind ebenfalls gefährdet. Ein Vitamin D-Mangel von Schwangeren kann zu hypokalzämischen Krampfanfällen der Neugeborenen, zu Hirnschäden und Herzversagen führen.

Sollten wir den Vitamin D-Spiegel in der Schwangerschaft und vielleicht bei allen Müttern nach der Geburt bestimmen?

Wie hoch soll der Vitamin D-Spiegel Schwangerer, wie hoch der Vitamin D-Spiegel stillender Mütter sein?

Hierüber divergieren die Empfehlungen unterschiedlicher Institutionen. Wir wissen, dass ein Vitamin D-Mangel die mütterliche Gesundheit und die kindliche Entwicklung negativ beeinflusst. Wir wissen aber noch nicht genau, bei welchem Blutspiegel wir von einem Vitamin D-Mangel in der Schwangerschaft oder Stillzeit sprechen sollten. Dies spiegelt sich in den unterschiedlichen Empfehlungen für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D während Schwangerschaft und Stillzeit verschiedener nationaler und internationaler Gesellschaften wider:

  • Britische NICE (National Institute for Health and Care Excellence) empfiehlt 400 IU
  • Amerikanische IOM (Institute of Medicine): 600 IU
  • Amerikanische „Endocrine Society“: 1500-2000 IU
  • „Canadian Pediatric Society“: 2000 IU
  • Amerikanische „Congress of Obstetricians & Gynecologists“: 1000-2000 IU.
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE 2015): 800 IE bei unzureichender Sonnenexposition


Wahrscheinlich ist, dass der Bedarf bei den meisten Schwangeren und Stillenden unabhängig von den kurrenten Empfehlungen weltweit nicht gedeckt wird. Der Vitamin D-Mangel in Schwangerschaft und Stillzeit ist präventabel. Es fehlt aber eine einheitliche Strategie.

Referenzen:
Haggerty, P et al. Vitamin D in pregnancy at high latitude in Scotland. Br J Nutr 2013 Mar 14, 109(5): 898-905.
Hyppönen, E, Boucher, BJ. Avoidance of vitamin D deficiency in pregnancy in the United Kingdom: the case for a unified approach in National Policy. Br J Nutr Aug 2010, 104(3): 309-314.
Waterfield, T, Checuti-Ganado, C. Vitamin D Deficiency in Neonates – an under recognised and under treated problem. Arch Dis Child 2014, 99(Suppl 1): A1-A212.
Davies, JH, Shaw, NJ. Preventable but no strategy: vitamin D deficiency in the UK. Arch Dis Child 2011, 96: 614-615.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung; DACH: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 2. Auflage, Umschau Buchverlag, 2015.