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RSV-Impfung

Eine Impfung von Schwangeren in der Spätschwangerschaft gegen RSV reduziert das Risiko der Kinder, im ersten Lebenshalbjahr an einer schweren RSV-Infektion zu erkranken

07.2023
Autor Professor E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münster

Infektionen mit RSV sind eine der häufigsten Ursachen für eine Krankenhausbehandlung von Kindern im ersten Lebensjahr. In einer international in 18 Ländern durchgeführten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten, randomisierten Phase-3-Studie wurde untersucht, ob eine Impfung von Schwangeren in der 24. bis 36. Schwangerschaftswoche mit einem bivalenten Impfstoff mit prefusion RSV-Glykoprotein A und B (RSVpreF) das Auftreten einer schweren pulmonalen (lower tract) Infektion des Neugeborenen/Säuglings durch RSV im ersten Lebenshalbjahr verhindern kann [1].
3682 Schwangere, 1:1 randomisiert, haben an der Studie teilgenommen. Erfasst wurden alle pulmonalen RSV-Erkrankungen der Kinder in der Impf- und Placebo-Gruppe. Die Schutzwirkung vor pulmonaler Erkrankung insgesamt betrug nach 90 Tagen 57 %, nach 180 Tagen 51 %, die Schutzwirkung vor schwerer Erkrankung (hospitalisiert, eventuell mit Intensivbehandlung) betrug nach 90 Tagen 82 % und nach 180 Tagen 69 %. 

Kommentar: Diese Untersuchung ist ein Meilenstein im Kampf gegen RSV-Infektionen im Neugeborenen- und Säuglingsalter. Die bisherige Praxis, Kinder mit besonderen Risiken wie Frühgeburt und Zustand nach neonataler Intensivbehandlung durch die Gabe von spezifischen Antikörpern zu schützen, war nicht immer erfolgreich und hat natürlich nur einen Bruchteil der gefährdeten Kinder erfasst. Eine aktive Impfung der Kinder im Säuglingsalter ist von vornherein nicht erfolgversprechend. So ist man mit dieser Studie den cleveren Weg gegangen, die Mütter näher zum Geburtstermin zu impfen, damit sie ihren Kindern diaplazentar einen Nestschutz geben können, wie man dies von anderen Infektionskrankheiten kennt. Dass dies kein vollständiger Schutz sein kann und die Schutzwirkung über die Zeit abnimmt – vergleiche 90-Tage- und 180-Tage-Effektivität –, war zu erwarten und spricht nicht gegen diese Strategie der Impfung der Mütter.

Referenz:
[1] Kampmann B, Madhi SA, Munjal I et al. Bivalent Prefusion F Vaccine in Pregnancy to Prevent RSV Illness in Infants. N Engl J Med 2023; 388: 1451–64.DOI: 10.1056/NEJMoa2216480.