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Der Geburtsmodus beeinflusst die intestinale Besiedlung in der frühen Neonatalperiode

05.2016
Autor Dr. J. Hower, Pädiater

Die intestinale Besiedlung des Darms in Säuglingsalter ist wahrscheinlich für die weitere kurz- und langfristige gesundheitliche Entwicklung von großer Bedeutung. Die am häufigsten auftretenden Bakterien im menschlichen Darm gehören zu zwei Gruppen: den Firmicutes und den Bacteriodetes, letztere gehören zu den ersten Siedlern im Säuglingsdarm. Sie spalten komplexe Moleküle und unterstützen das Immunsystem bei der Abwehr potentieller Pathogene.

Über das bakterielle intestinale Besiedlungsmuster bei Frühgeborenen ist bisher wenig bekannt. Jetzt wurde es untersucht.  

Methode: In der Studie wurde die Kolonisierung des Darmes mit der Bakteriengruppe Bacteroides an einer Frühgeborenen-Population unter Berücksichtigung des Geburtsmodus, der Antibiotika-Gabe und der Ernährung in der frühen Neonatalperiode verfolgt. Die bakterielle DNA wurde aus 144 Stuhlproben von 29 Frühgeborenen isoliert und analysiert.

Ergebnisse: Die Autoren konnten zeigen, dass vaginal geborene Kinder schneller mit Bacteroides besiedelt wurden als Kinder, die durch eine Schnittentbindung geboren worden waren (höchstsignifikant P<0,0001). Zwischen der Gabe von Antibiotika und der Ernährung konnte keine Beziehung nachgewiesen werden.

Referenz:
Gregory, KE et al. Mode of Birth Influences Preterm Infant Intestinal Colonization With Bacteroides Over the Early Neonatal Period. Adv Neonatal Care 2015 Dec; 15(6): 386-93

Kommentar: Wenige Gebiete in der Medizin haben in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit erfahren wie das menschliche Mikrobiom. Die Gesamtheit der Mikroben, die den menschlichen Darm besiedeln, haben, wie wir heute annehmen, einen erstaunlichen langfristigen Einfluss auf die menschliche Gesundheit.
Eine Störung des Mikrobioms erhöht das Risiko für infektiöse, allergische und entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Neugeborene, die wegen einer Schnittentbindung nicht das „vaginale mikrobielle Starterpaket“ ihrer Mutter mitbekommen haben, ein erhöhtes Risiko für spätere Infektionen und andere entzündliche Erkrankungen (z.B. Infektionen der Atemwege, Arthritis, Colitis) aufweisen.  Studien, wie die von Gregory et al., sind erforderlich, um Kenntnis über die normale Entwicklung des intestinalen Mikrobioms von Frühgeborenen zu erlangen und um mehr über ihre Bedeutung für die weitere kindliche Entwicklung zu erfahren.

Referenzen:
Gregory, KE et al. Mode of Birth Influences Preterm Infant Intestinal Colonization With Bacteroides Over the Early Neonatal Period. Adv Neonatal Care 2015 Dec; 15(6): 386-93
Cho, CE, Norman, M. Cesarean section and development of the immune system in the offspring. Am J Obstet Gynecol 2013 Apr; 208(4): 249-54