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Verhütung in der Stillzeit

11.2018
Autorin Frau L. Urlewitz, Hebamme aus Frechen

Mit Wiederaufnahme der sexuellen Aktivität nach der Geburt stellt sich die Frage nach einer geeigneten Verhütungsmethode in der Stillzeit. Ist die Laktationsamenorrhoe verlässlich? Welche Alternativen gibt es? Greifen diese in das natürliche Stillen ein?

In Deutschland verhüten etwa 86 % der 20- bis 29-jährigen und 68 % der 30- bis 44-jährigen Frauen bewusst und aktiv (Ahrendt et al.). Auch in der Stillzeit ist Verhütung ein wichtiges Thema. Gerade in dieser Zeit beschäftigen sich Frauen ausgiebig mit der Frage, welchen Einfluss verschiedene Verhütungsmethoden auf ihren Körper und möglicherweise auch auf das Stillen haben.

In der Stillzeit kann die Produktion des Hormons Prolaktin einen Eisprung und damit eine erneute Schwangerschaft verhindern.
Dieser Schutz ist jedoch nur gegeben, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Die Frau stillt voll, das heißt mindestens 6-mal in 24 Stunden mit insgesamt einer Dauer von mindestens 80 Minuten (Abpumpen reicht nicht aus).
  • Das Kind erhält ausschließlich Muttermilch.
  • Die Periode hat noch nicht eingesetzt.

Wenn diese Kriterien erfüllt sind, schützt das Stillen mit einer Versagerate von 0,2 bis 2,0 % in den ersten sechs Monaten nach der Entbindung vor einer erneuten Schwangerschaft (ProFamilia.de).


Sind die Kriterien nicht erfüllt, stehen einer stillenden Frau folgende Verhütungsmethoden zur Verfügung (vgl. Drexelius):

  • Kondome (Barrieremethode): ohne Einfluss auf den Körper und die Muttermilch. Bei korrekter Anwendung liegt die Versagerate bei 2 %.
  • Diaphragma (Barrieremethode): ohne Einfluss auf den Körper und die Muttermilch. Das in der Größe auf die Frau angepasste Diaphragma wird vor den Muttermund gesetzt. Die Versagerate liegt bei korrekter Anwendung bei 6 %.
  • Basaltemperaturmessung: Bei regelmäßigen Zyklen kann die Frau ihre Basaltemperatur, ihren Zervixschleim und die Zervix beobachten, um an fruchtbaren Tagen auf Geschlechtsverkehr zu verzichten oder Barrieremethoden zu nutzen. Für stillende Frauen hat die Arbeitsgruppe Natürliche Familienplanung zusätzliche Körperzeichen erarbeitet. Außerhalb der Stillzeit liegt die Versagerate bei 0,4 % (korrekte Anwendung) bis 2,6 % (typische Anwendung), vorausgesetzt die Frauen sind gut geschult.
  • Hormonelle Verhütung: Durch die Anti-Baby-Pille, Pflaster und Vaginalringe wird die Eizellreifung gehemmt und der Zervixschleim verändert. Kombinationspräparate aus Östrogenen und Gestagenen können die Zusammensetzung der Muttermilch verändern und die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Reine Gestagenpräparate können ab sechs Wochen nach Geburt verwendet werden. Bei korrekter Anwendung liegt die Versagerate bei 0,3 bis 1 %.
  • Spirale: Eine Kupfer- oder Hormonspirale wird direkt in die Gebärmutter eingesetzt und verhindert dort eine Einnistung von befruchteten Eizellen. Um die Gefahr einer Ausstoßung zu senken, sollte die Spirale erst nach der Rückbildung der Gebärmutter eingesetzt werden. Diese Methode ist für die Stillzeit geeignet und hat eine Versagerate von 0,2 bis 0,6 %.
  • Pille danach“: Notfallverhütung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. In der Stillzeit ist von zwei Präparaten nur Levonorgestrel (LNG) geeignet. Nach Einnahme ist eine Stillpause von mindesten acht Stunden notwendig.

Bei Unsicherheit und offenen Fragen bieten die Internetseite familienplanung.de  und ProFamilia umfangreiche Beratung zum Thema Verhütung.

 

Referenzen:
Drexelius, Nina (2018). Gut verhütet – auch in der Stillzeit. In: Hebammenforum, 4(19), S. 387–392.
Familienplanung.de: www.familienplanung.de  (Letzter Zugriff am 20.09.2018)
Ahrendt, H.-J., Goeckenjan, M., Rabe, T. (2011). Neue kontrazeptive Verfahren. In: Gynäkologe, 44, S. 827–839.
ProFamilia: https://www.profamilia.de/erwachsene/verhuetung.html (Letzter Zugriff am 06.09.2018)