Lieber Besucher, diese Webseite richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Ich gehöre einer medizinischen Berufsgruppe an

Nein

Menü

Gesunde Zähne von Anfang an

04.2017
Autorin Carolin Jagoda, Hebamme

Nahezu jedes kleine Kind kennt die Geschichte von Karies und Baktus – jenen possierlichen Tierchen, die angespornt von Zucker und anderen Verführungen ihr Tagwerk an den Zähnen verrichten und für nicht abreißende Kundschaft beim Zahnarzt sorgen. In diesem sehr anschaulichen Bilderbuch ist stets das volle Gebiss der Kinder zu sehen. Doch fängt Zahnpflege tatsächlich erst an, wenn alle Zähnchen vorhanden sind?
Hier gibt es eine klare Antwort: Nein!

Zahnpflege in der Schwangerschaft

Genau genommen rückt die besondere Zahnpflege bereits in der Schwangerschaft in den Fokus. Mehrere wissenschaftliche Studien konnten eine Veränderung des mütterlichen Speichels in der Schwangerschaft nachweisen. Durch mehr Säuren oder auch durch häufiges schwangerschaftsbedingtes Erbrechen wird der Zahnschmelz der werdenden Mutter angegriffen und macht den Zahn anfälliger für Karies und andere Defekte. Auch die schwangerschaftsinduzierte Hypertrophie des Zahnfleisches, die sogenannte Epulis, und häufiges Zahnfleischbluten bringen unbehandelt negative Begleiterscheinungen und Langzeitfolgen mit sich. Abhilfe und frühzeitige Prophylaxe verschaffen regelmäßige Zahnarztbesuche, sinnvollerweise unmittelbar zu Beginn der Schwangerschaft und noch einmal zwischen dem vierten und fünften Schwangerschaftsmonat. Ein späterer Besuch ist oft aufgrund eines eventuell zu erwartenden Vena-Cava-Kompressionssyndroms nicht mehr anzuraten.

Wie wichtig Zahnpflege in der Schwangerschaft ist, zeigt eine Studie der University of North Carolina. Sie belegt, dass ein bis zu siebenfach erhöhtes Frühgeburtsrisiko bei Frauen mit chronisch-entzündlichen Zahn- und Zahnfleischerkrankungen bestand (Info: rund-ums-baby).

Als empfehlenswerte Zahnpflegeprodukte gelten vor allem eine Zahnbürste mit weichen Borsten (um das Zahnfleisch nicht zusätzlich zu reizen), eine schonende, nicht abradierende Zahnpasta (ohne aufhellende Effekte und Schleifkörper), sowie der Einsatz von schonenden pflanzlichen Mundspüllösungen oder Zahnpflegekaugummis, um den typischerweise wenigen Speichelfluss in der Schwangerschaft anzuregen.

Zahnpflege beim Kind

Ist das Kind geboren, rückt das Thema keinesfalls in den Hintergrund. Eine gute und gesunde Entwicklung der Mundflora können Eltern von Anfang an unterstützen. Hier kommt es auf eine gute Beratung unsererseits zum Ende des Wochenbettes, allerspätestens mit der Einführung der Beikost an. Idealerweise wird mit dem Durchspitzen des ersten Zähnchens oder der Einführung der ersten festen Kost mit der Zahnpflege als festem Ritual im Tagesablauf begonnen. Spezielle Fingerlingzahnbürsten oder Handschuhe mit Bürstenaufsatz erleichtern das Reinigen durch die Eltern. Gleichzeitig lindert die Massage des Zahnfleisches eventuell auftretende Zahnungsbeschwerden und Schmerzen. Sofern bereits beim ersten durchspitzenden Zahn eine Zahnpasta verwendet wird, muss dies unbedingt ein Produkt für Säuglinge sein, eine „normale“ Kinderzahncreme eignet sich von der Zusammensetzung her nicht. Auf jeden Fall sollte bei Einsatz einer flouridhaltigen Babyzahnpasta der weitere Einsatz der täglichen Vitamin-D-Substitution, sofern sie mit Flourid kombiniert ist, mit dem Pädiater besprochen werden, um eine mögliche Flouoridose durch Überdosierung zu vermeiden.

Ist das Kind bereits älter, kann auf spezielle Kinderzahnbürsten umgestellt werden, mit denen das Kind erste eigene Erfahrungen machen kann. Viele Anbieter haben dabei spezielle Produkte im Angebot, die sich nicht nur von der Ergonomie für Kinderhände eignen, sondern auch mit einem speziellen Schutz versehen sind, um einen Würgereiz durch zu tiefes Einführen in den Mund zu vermeiden. Trotz lobenswerter Bemühungen der Kleinen sollten die Eltern jedoch stets ein wachsames Auge auf ihre Kinder haben und für die Feinarbeit nachputzen.

Bei einem Zahnarztbesuch zum ersten Geburtstag werden die Putzerfolge und der Zustand der Zähne überprüft, um schwerwiegende Folgeschäden zu vermeiden. Gleichzeitig gewöhnt sich das Kind in diesem Alter sehr leicht an die  Umgebung, sodass Hemmungen und Ängste gar nicht erst entstehen. Viele Zahnärzte, vor allem in den großen Ballungsgebieten, haben sich speziell auf die Behandlung und Prophylaxe der Jüngsten spezialisiert und tasten sich spielerisch an die Kinder heran.

Googelt man „Mundpflegeprodukte Baby“ wird man rasch fündig, was die genannten Produkte betrifft, und kann sie sinnvoll in seine tägliche Beratungstätigkeit integrieren, getreu dem Motto: „Gesunde ganzheitliche Pflege von Anfang an“.

Ich wünsche Ihnen viel Freude in der Arbeit mit Ihren betreuten Familien!