Einfluss der mütterlichen Ernährung auf das Risiko von Fehlgeburten

09.2025
Authorin Alexandra Lesmann

Ernährung in der frühen Schwangerschaft gewinnt auch in der Forschung stärkere Aufmerksamkeit. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2024 untersuchte, wie sich die mütterliche Ernährung in der Zeit rund um die Empfängnis auf das Risiko von Fehlgeburten auswirken kann. Der Fokus lag dabei auf Frauen, die wiederholt Fehlgeburten erlebt hatten und somit ein erhöhtes Risiko trugen.

Die multizentrische Kohortenstudie aus Großbritannien umfasste 1.035 Frauen (Durchschnittsalter 33 Jahre) mit einer Vorgeschichte von mindestens zwei Fehlgeburten. Mittels Fragebögen zur Ernährung wurde bei bestehendem Kinderwunsch notiert, welche Lebensmittelkategorien (frisches Obst, frisches Gemüse, rotes Fleisch, weißes Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier, Soja, Schokolade, Nüsse) in welcher Häufigkeit konsumiert wurden. Der Fragebogen erfasste den typischen wöchentlichen Konsum. Die Frauen gaben an, an wie vielen Tagen pro Woche sie die jeweiligen Lebensmittel üblicherweise aßen (Antwortskala: 0 bis 7 Tage pro Woche).

Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen perikonzeptioneller Ernährung und Fehlgeburtsrisiko zu untersuchen. Die Ergebnisse wurden als relatives Risiko (RR) angegeben. Fehlgeburten wurden bis zur 24. Schwangerschaftswoche berücksichtigt.

Frauen mit einem hohen Verzehr von frischem Obst hatten ein deutlich reduziertes Risiko für eine erneute Fehlgeburt (RR 0,66). Auch der regelmäßige Konsum von Nüssen, insbesondere Mandeln und Walnüssen, war mit einem vorteilhaften Effekt verbunden (RR 0,73). Im Gegensatz dazu stand eine hohe Aufnahme von rotem Fleisch, die mit einem deutlich erhöhten Risiko für weitere Fehlgeburten assoziiert wurde (RR 1,86). Ein mittlerer Fleischkonsum deutete allerdings nicht auf ein erhöhtes Risiko hin (RR 0,98). Bemerkenswert ist zudem, dass ein stärkerer Einfluss bei Frauen mit einem Alter von 35+ Jahren beobachtet wurde. 

Für andere Lebensmittelgruppen wie frisches Gemüse, Fisch, Eier, Milchprodukte oder Schokolade konnte die Studie keine eindeutigen Zusammenhänge feststellen. Auch bei der Betrachtung ganzer Ernährungsstile zeigten sich keine klaren Muster. In dieser Studie sind es daher vor allem bestimmte Nahrungsmittelgruppen, die sich in diesem Kontext als besonders relevant erwiesen haben.

Als mögliche Erklärung führen die Autoren an, dass Obst und Nüsse reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen sind, die oxidativen Stress und Entzündungsprozesse im Körper reduzieren können. Rotes Fleisch hingegen enthält viele gesättigte Fette und kann bei Zubereitung oder Verarbeitung Substanzen freisetzen, die entzündungsfördernd wirken.

Die Schwierigkeit, direkte Verbindungen zwischen Lebensmittelkategorien und einem Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft herzustellen, macht es erforderlich, die Ergebnisse der Studie mit fachlicher Skepsis zu betrachten. Zudem sind die abgefragten Kategorien relativ grob gefasst, so dass daraus nicht zwingend auf eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung der Probandinnen geschlossen werden konnte.

Meines Erachtens lassen sich daher aus den Ergebnissen noch keine seriösen, konkreten Ernährungsempfehlungen herleiten, auch wenn eine Tendenz erkennbar ist. Die Ergebnisse sind allerdings ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Ernährung besonders in der perikonzeptionellen Phase einen entscheidenden Einfluss haben kann. Der Konsum von rotem Fleisch sollte sehr bedacht erfolgen. Gerade bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten könnte eine bewusste Auswahl bestimmter Lebensmittel ein relativ einfacher, aber wirksamer Ansatz sein, um das Risiko zu verringern. Auch die WHO empfiehlt Frauen vor und in der Frühschwangerschaft eine abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichender Mikronährstoffversorgung, insbesondere mit Folsäure, Eisen und Jod. Obst und Nüsse können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Literatur:

Chung Y, Melo P, Easter C, Price MJ, Dhillon-Smith R, Quenby S, Devall A, Coomarasamy A (2025). The Association Between Periconceptual Maternal Dietary Patterns and Miscarriage Risk in Women With Recurrent Miscarriages: A Multicentre Cohort Study. BJOG 2025 Mar;132(4):504-517. DOI:10.1111/1471-0528.18022 

WHO (2013). Meeting to develop a global consensus on preconception care to reduce maternal and childhood mortality and morbidity: World Health Organization Headquarters, Geneva, 6–7 February 2012: meeting report. 

iris.who.int/bitstream/handle/10665/78067/9789241505000_eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y (zuletzt aufgerufen am 23.09.2025)