Ein neu entdeckter Signalweg reguliert die Anpassung des mütterlichen Darms an den erhöhten Bedarf in Schwangerschaft und Stillzeit

06.2025
Autor Dr. Martin Claßen, Bremen

Schwangerschaft und Stillzeit stellen für den Organismus besondere Herausforderungen dar, und auch der mütterliche Darm wird an den erhöhten Nährstoffbedarf angepasst. Die Studie aus Wien weist einen bisher im Darm unbekannten Signalweg nach, der eine Expansion der intestinalen Epithelzellen steuert. Dies führt wiederum zum Wachstum der Zotten und zur Vergrößerung der Oberfläche. Es handelt sich um den RANK-Signalweg (Receptor Activator of Nuclear Factor κΒ) und dessen Liganden RANKL. Dieser Signalweg spielt u. a. eine Rolle beim Knochenaufbau, bei der Organogenese von Lymphknoten und der Thermoregulation. 
Die Studien wurden an Mäusen durchgeführt. Die Bedeutung von RANK konnte auch dadurch gezeigt werden, dass dessen Blockade die Darmentwicklung und Resorption negativ beeinflusst und ein Fehlen zu untergewichtigen Mäusebabys führte. Die Bedeutung für den Menschen wurde an humanen Organoiden nachgewiesen.

Kommentar: Grundsätzlich neue Erkenntnisse in Physiologie und Pathophysiologie werden immer seltener. Insofern ist diese multizentrische, multinationale Studie, die zudem sehr umfangreiche, komplizierte und differenzierte einzelne Experimente beinhaltet, besonders bedeutsam. Sie zeigt, wie vielfältig die Anpassungen des mütterlichen Organismus für eine optimale Entwicklung des Fetus und später des Neugeborenen sind und dass die Resorptionsleistung des Darms dafür erhöht wird. 
Direkte Auswirkungen auf die Behandlung von Schwangeren wird diese Studie noch nicht haben. Erkrankungen mit Mutationen in den Genen für den RANK-Signalweg sind beim Menschen noch nicht beschrieben. Denkbar wäre eine aktive Nutzung dieses Signalweges auch außerhalb von Schwangerschaften, z. B. bei Kindern mit Kurzdarmsyndrom oder generalisierten Malabsorptionssyndromen.

Referenzen:
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