Die Mikronährstoffaufnahme gesunder Kleinkinder in einer Vier-Länder-Perspektive
02.2017
Autor Dr. Jürgen Hower, Pädiater
Kleinkinder im Alter zwischen einem und drei Jahren befinden sich in einer besonders bedeutenden Phase ihrer körperlichen Entwicklung. Sie erleben einen Wachstumsschub, entwickeln ihre kognitiven, emotionalen, sozialen und motorischen Fähigkeiten und ändern ihre Nahrungspräferenzen und damit auch ihr Essverhalten. Die für Kleinkinder erforderliche Nährstoffdichte für Nahrungsmittel ist höher als für ältere Kinder und Erwachsene. Kleinkinder benötigen über den Tag verteilt mehrere kleine, energiereichere Mahlzeiten, um ihren Energie- und Nährstoffbedarf zu decken. In den Entwicklungsländern ist die Deckung des Bedarfs ein allgemeines Gesundheitsproblem. Aber selbst in den wohlhabenden europäischen Ländern weisen Kinder häufiger als erwartet einen Mikronährstoffmangel auf.
Die Autoren der aktuellen Studie haben einen Literatur-Review zur Nahrungsaufnahme von Kleinkindern durchgeführt und dabei die Daten von vier Ländern – Deutschland, Brasilien, Russland und USA – miteinander verglichen. Dabei suchten sie nach Studien, in denen nachfolgende Nährstoffe erfasst worden waren: Die Vitamine A, D, E, Folsäure und die Mineralstoffe Kalzium, Eisen und Zink. In die Auswertung konnten fünf Studien mit 6756 Kleinkindern eingeschlossen werden.
Zusammenfassung der Prävalenz für eine unzureichende Aufnahme von Mikronährstoffen für Kleinkinder von 1 bis 4 Jahren, in den Ländern Deutschland, Brasilien, Russland und den USA
Ausgedrückt in Prozent unterhalb der durchschnittlich erforderlichen täglichen Aufnahmemenge (% below estimated average requirement – EAR):
| Deutschland | Brasilien | Russland | USA | ||
| FITS Study | NHANES | ||||
| Vitamin A | -24% | nicht erfasst | -33% | -8% | -32% |
| Vitamin E | -45% | nicht erfasst | nicht erfasst | -65% | -68% |
| Vitamin D | nicht erfasst | nicht erfasst | nicht erfasst | -74% (1-2 Jahre) -55% (2 bis 3,9 J.) | -68% |
| Folsäure | - 55% | -7% im Mittel (1- 3 Jahre) | nicht erfasst | -6% | -20% |
| Kalzium | -36% | -12% (1 J.), -23% (2 J.), -24% (3 J.); im Mittel -20% | 30% | -6 % (1 bis 2 J.), -11 % (2 bis 3,9 J.), im Mittel -8% | -32% |
| Eisen | -7% | -2% bis -4% | -14 % | -3% bis -7% | -11% |
| Zink | -6% bis -15%, im Mittel -10,8% | -3% bis -4% | nicht erfasst | -2% bis -5% | -6% |
NHANES = National Health and Nutrition Examination Survey
FITS = Feeding Infants and Toddlers Study
Die Ergebnisse des Reviews zeigen, dass nicht nur Kleinkinder aus Entwicklungs- und Schwellenländern, sondern auch aus wohlhabenden Ländern von einem Mangel an Mikronährstoffen betroffen sind.
Hilger, J et al. Micronutrient Intake in Healthy Toddlers: A Multinational Perspective. Nutrients 2015; 7: 6938-6955
Referenzen:
Hilger, J et al. Micronutrient Intake in Healthy Toddlers: A Multinational Perspective. Nutrients 2015; 7: 6938-6955
Grimes, CA et al. Food Sources of Total Energy and Nutrients among U.S. Infants and Toddlers: National Health and Nutrition Examination Survey 2005-2012. Nutrients 2015; 7(8): 6797-6836
Hess, J, Slavin, J. Snacking for a Cause: Nutritional Insufficiencies and Excesses of U.S. Children, a Critical Review of Food Consumption Patterns and Macronutrient and Micronutrient Intake of U.S. Children. Nutrients 2014; 6: 4750-4759